Was ist zu tun? - Angefahrene Katze gefunden
- Jazz Double-u
- 27. Nov. 2019
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Sept. 2020
Am Totensonntag - ja, vielleicht war es ein makabrer Zufall - fuhr ich mit meinem Bekannten eine Bundesstraße entlang. Vor uns auf der Straße erschien ein weißes Tier. Es saß auf der Straße - jedenfalls hoffte ich das. Bis wir dann sahen, dass die weiße Katze nicht mehr aufstehen konnte. Es traf mich wie ein Blitz. Das arme Ding wurde angefahren. Mein Herz machte einen Sprung vor Panik. Ich hatte nur noch ein Wort im Kopf: HELFEN. Mein Bekannter lief zum Tier und ich holte meinen Einkaufkorb und eine Picknickdecke aus dem Kofferraum. Ich rannte zu meinem Bekannten. Die Katze wollte sich noch wegschleppen. Ich glaube (den genauen Ablauf bekomme ich nicht mehr zusammen), ich warf die Picknickdecke über sie und mein Bekannter lud sie in den Korb. Schnell ins Auto! Straße räumen. Als ich die Katze auf dem grauem Asphalt sah, wusste ich fast sofort, dass man nur noch ihr Leiden verkürzen konnte. Ganz wollte der kindlich-naive Teil in mir diesen Ausgang der Geschichte nicht wahr haben. Da ich kein Arzt bin, konnte und wollte ich mir diese Einschätzung des Zustandes der Katze nicht gestatten (Nähere Erläuterungen des Zustandes möhte ich hier nicht erörtern).
Was nun? Notdienst Tierarzt. Ich rief bei der Leitstelle für Tierärzte an. Herr Google hatte mir diese Telefonnummer verraten. Man nannte uns 2 Tierärzte, welche Notdienst hatten. Nach dem ersten Telefonat mit einer sogenannten Tierärztin, welches mein Bekannter geführt hatte, war ich entsetzt. Wir wurden durch die Tierärztin abgewiesen. Sie machte sich Sorgen, auf den Kosten sitzen zu bleiben. Wir sollten doch einen anderen Tierarzt aufsuchen. ES WAR SONNTAG!!! Da ich mich in der Tierschutzszene etwas aufhalte, telefonierte ich mein Telefonbuch durch. Niemand ging ran. Beim Tierheim wusste ich, dass dort nur eine Festnetznummer existiert und da nach Geschäftsschluss keiner mehr rangeht. Ich hatte aus beruflichen Gründen dort schon einmal nach Geschäftsschluss angerufen. Daher wusste ich das. Zwischen den Versuchen jemanden zu erreichen, hämmerte der Gedanke in mir: "Leid verkürzen", immer wieder. Nun riefen wir den 2. Tierarzt an. Dieser sagte, dass wir kommen sollen. Wir fuhren los. Immer mal kullerten mir Tränen über das Gesicht bei dem Gedanken, nichts mehr tun zu können. Mein Bekannter hatte den Korb auf dem Schoß und konnte durch die Ausparungen des Korbes die Katze zum Teil sehen. Er meinte schon, dass es vllt schon zu spät sei. Einerseits war ich froh, nicht über Leben oder tot entscheiden und eine Einschäferung zu beauftragen zu müssen, andererseits hat sich mein kindlich-naives Ich an das mögliche Überleben der Katze geklammert. Als wir dort ankamen, war die Katze bereits tot. Ich hatte den tröstlichen Gedanken, dass sie wenigstens nicht allein gestorben war. Sie war bei uns im warmen Auto. Bei uns, 2 Menschen, die sie sooo gern gerettet hätten. 2 Menschen, die sie von der kalten Straße holten, um ihr zu helfen. Vielleicht hat ihr es sogar geholfen, loszulassen. Nun in Sicherheit im Korb mit Decke. Ich fand diesen Gedanken enorm tröstlich.
Nun ging es um das Geschäftliche. Ich gab dem Tierarzt meine Kontaktdaten - natürlich hätte ich die Rechnung bezahlt, jedoch war es ein Fundtier und hier sind die Behörden zuständig. Der Arzt versuchte, sich das Geld von dem Behörden zu holen. Ohne Erfolg. Wo war der Fehler im System? Bevor man einen Tierarzt in solch einem Fall aufsucht, hätte man Polizei, Feuerwehr, Tierheim oder den 24-h-Notruf der Stadtverwaltung wählen müssen und den Fall dort registrieren lassen müssen. Dann hätten die Behörden das Okay geben können zum Aufsuchen des Arztes.
Es gab 3 große Fehler bei diesem schrecklichen Vorfall.
1. Versäumnis meinerseits den Fall bei den Behörden zu melden.
2. Eine Tierärztin, die uns abgewiesen hat - es lässt mich an ihree Eignung zum Tierarzt zweifeln.
3. Wenn man ein Tier anfährt, fährt man verdammt noch einmal nicht einfach weg!!!!
Ich bitte alle, die ein Tier anfahren haben oder eins finden.
1. Keine Fahrerflucht begehen- es ist ein klassischer Unfall und damit liegt der Tatbestand der Fahrerflucht vor. Ein Tier mit einem Besitzer anzufahren ist Sachbeschädigung
2. Fall registrieren lassen (FFW, Polizei, O-Amt)- Genehmigung zum Aufsuchen eines Arztes.
3. Leitstelle für Tierärzte bei Unfällen am WE anrufen - Notdienst erfragen
4. Tierarzt aufsuchen.
In meinem Fall konnten über Facebook die Besitzer gefunden werden. Sie selbst haben eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Sie waren sehr traurig über den Verlust.
Ich war dankbar an diesem Tage über meinen Bekannten, der sehr gefasst und strukturiert, jedoch auch sehr mitgenommen war. Ohne ihn, hätte ich das nicht so gut gemeistert.
LG Jazz. XO.
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