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Ein phänomenal chaotischer Tag im Leben der Jazz

  • Autorenbild: Jazz Double-u
    Jazz Double-u
  • 31. Okt. 2020
  • 4 Min. Lesezeit

Der Tag begann, nun ja, für ein notorisches Murmeltier, wie ich eins bin, sehr schlecht. Früher aufstehen als sonst. Fuck. 5 Uhr war die Nacht so was von over. Und es war doch noch mitten in der Nacht. WTF! Dann ran an die tägliche Routine... Frisch und hübsch machen. Und dann ging es kurz vor 7 aus dem Haus mit einer schönen geblümten Lederjacke, denn die Temperaturen waren früh wieder so kalt, dass man eine Jacke benötigte. Auf zum Dienstwagen, der am Arsch der Welt auf einem befristeten Parkplatz stand. Weil mal wieder die ganze Straße, in der ich wohne, bis zum Ultimo zugeparkt war. Ab um 7 musste ich da w wie weg sein. Nun begann die kleine aber feine Reise an den Schulungsort. Da ich lange Strecken so sehr liebe, habe ich mich besonders gefreut, als ich den Dienstreiseauftrag von meinem Arbeitgeber erhielt. Also "lang" bedeutet für mich schon eine Stunde Fahrzeit. Die Tour war jedoch reibungslos. Überpünktlich kam ich beim Seminar an. Ich suchte im Foyer des Hauses eine Liste zum Eintragen meines Namens. Coronabedingt wurde diese Liste abgeschafft. Man könnte sich ja am Stift infizieren, wenn man sofort nach dem Eintragen popeln würde. Diese kleine Ablenkung der fehlenden Liste hatte eine große Wirkung. Routinemäßig ging ich in den Seminarraum im EG und breitete mich aus (Corona hat auch Vorteile – 1 Bank pro Teilnehmer). Ich trank Kaffee und Wasser und nach und nach füllte sich der Raum mit Wissbegierigen. Nun bereitete vorn die Dozentin auch alles vor und sie wunderte sich, dass statt 14 Teilnehmer 15 da waren. Sie warf die erste Folie an die Wand... mir wurde etwas übel, als mir da nun auffiel, dass ich im falschen Raum war. Ich streckte meine Hand nach oben und rief: "Moment! Gibt es heute noch eine andere Schulung im Haus?" Die Dozentin sagte: "Ja. Im Obergeschoss." Die Scham ließ mein Herz schneller schlagen und ich sagte. "Okay. Da muss ich hin." Verlegen packte ich meine Sachen zusammen und stürmte zur Tür. Gott, sei Dank habe ich die Angewohnheit mich immer vorn hinzusetzen, voll und ganz strebermäßig. Die Tür war damit in greifbarer Nähe und die bohrenden Blicke der anderen Teilnehmer ruhten nicht ganz so lange auf meinen Rücken. Voll im Über-mich-selbst-ärger-Modus rammelte ich in den anderen Seminarraum und pflanze mich - wieder ganz vorn und mittig (!!!!) hin. Ich lachte innerlicher jedoch bereits über mich selbst – die Schulung fand normalerweise immer im EG statt – immer. Voll die Choasqueen eben. Dank der Coronamanie wurde die Temperatur im Raum auf gefühlte 15 Grad gehalten. Ständig wurden die Fenster aufgerissen. Ich zog also meine Jacke den ganzen Tag nicht aus. Und ich steuerte damit auf die nächste peinliche Aktion zu. Irgendwann verschränkt ich die Arme vor meinem Bauch und griff mir mit der rechten Hand an den linken Ellenbogen. Was ich da an meinem Ellenbogen spürte, verstand ich erst nicht. Weiche Fremdkörper aus Stoff hatte ich in der Hand und diese hingen fest an der Jacke. Als ich dann begriff, was es war, zogen Wellen der Scham durch meinen Körper. War ich den ganzen Tag schon so raumgelaufen???? Hatte jemand diese Dinger bemerkt? Als ich dann im Kopf rekonstruierte, wie diese Scheiße an meinem Ellenbogen kam, versuchte ich derweil diese Dinger abzureißen. Es gab ein lautes Geräusch. Ich stellte den Versuch ein. Da ich ja immer noch im Seminarraum war wie ca. 12 weitere Personen, die hoffentlich nicht lokalisieren konnten, woher das komische Geräusch kam. Die Jacke ausziehen, wollte ich erst, wenn die Teile ab waren. Zu groß die Gefahr, dass jemamd sie beim Ausziehen erblicken konnte. Das Vornsitzen wurde nun vom glücklichen Zustand im EG zur Qual im OG.

Zur Rekonstruktion der Geschehnisse: Anfang des Jahres schrieb mich ein Mann bei Facebook an. Er wollte gern Bilder von mir machen. Komische, unseriöse Anfrage, dachte ich. Da ihn aber eine Freundin kannte, stimmte ich zu. Zum 3. Shooting mit ihm fuhr ich im Sommer. Ich nahm meine geblümte Lederjacke mit. Ich zog einen BH an, der kein Push-up war. Hmm, ein bisschen mogeln auf den Bildern wäre schon schön, dachte ich und klebte mir von innen mit Teppichklebeband solche Pushup-Kissen in den BH. Die Shootings fanden immer in lost places statt. Viel Dreck. Die Klamotten wanderten nach den Shootings immer gleich in meiner Waschmaschine -wie auch BH und Jacke. An diese Scheiß Kissen dachte ich mit keiner Silbe mehr. Und nun hatte das Teppichklebeband den restlichen Sommer Zeit, seine volle Wirkung zu entfalten. Ich saß in der Schulung mit Teppichklebeband und kleinen Kissen, die größere Brüste herbeimogeln, an der Jacke klebend – ganz vorn und mittig auf dem Präsentierteller. Ich hatte so zu sagen eine ungewollte Ellenbogenvergrößerung. Bei dem Versuch die Kissen abzureißen, gab es dieses typische Klebebandgeräusch. Laut und nicht zu überhören. Ich änderte meine Strategie vom Reißen zum langsamen Abziehen, um die Geräuschkulisse nicht überzustrapazieren. Damit die Leute im Raum nicht doch etwas von meinem panischen Vertuschungsversuch mitbekamen. Die Kissen konnte ich durch leises, langsames Abziehen sicher in meiner Tasche verbergen – zum Teil verblieb jedoch das zuverlässige Klebeband an der Jacke. Unterdes säuselte die Dozentin unermüdlich Ihren Stoff herunter. Nun verfingen sich meine langen roten Haare in dem Klebeband an meinem Ellenbogen. Als ich meine Haare nach hinten warf, rissen die Haare, die vom Klebeband festgehalten worden, aus meinem Schädel heraus. Nun hing mir auch noch ein Büschel Haare von Ellenbogen herab. Ich war am Verzweifeln. Dieses Büschel zupfte ich mir auch so unauffällig wie möglich vom Arm und drehte die Haare dann zu einer Kugel zwischen den Fingern. Diese Kugel verstaute ich dann auch sicher in meiner Tasche. Auf den Boden wollte ich die Haare nicht fallen lassen. Wie hätte das erst ausgesehen! Der Tag war peinlich genug. Als die Schulung vorbei war, fummelte ich im Auto das restliche Klebeband von der Jacke. Es kam leider auch ein Stück Leder hinterher – schönen Gruß an den Hersteller des Klebebandes. Gute Arbeit. Den restlichen Tag klebte meine Unterarm am Oberarm fest, wenn ich diesen anwinkelte. Was für ein Tag.

LG.XO Jazz.

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